Ein lachendes Gesicht
Kurz vor der Adventszeit wird in der Christenheit der Verstorbenen gedacht. Am Ewigkeitssonntag, im Volksmund auch Totensonntag genannt, werden die Namen der Verstorbenen verlesen und eine Kerze für sie angezündet. Die Angehörigen erinnern sich an ihren lieben Menschen und wir alle werden daran erinnert, dass unser Leben nicht endlos ist.
In diesem Jahr hat diese Erfahrung allerdings schon im März begonnen. Was sich niemand hätte vorstellen können, ist mit der Corona-Epidemie über uns schlagartig hereingebrochen. Dass uns die Todesgefahr noch einmal so nahe kommen könnte in unserer hochtechnisierten Welt, das hatte auch ich doch ganz aus dem Blick verloren. Und dass ich darüber nicht nur den Urlaub ganz anders gestalten musste, sondern vielleicht sogar das Leben verlieren könnte, hat eine angstbesetzte Schwere über mir ausgebreitet. Bei jungen Menschen macht sich das Gefühl von einem verlorenen Jahr breit („lost“ lautet das Jugendwort des Jahres 2020d).
Aber verloren ist diese Zeit ja nicht, weil sie uns vor Augen malt, wie zerbrechlich die guten Jahre sind und wie wertvoll, kleine unverdiente Geschenke des Himmels.
Ich denke, wir werden nach der Pandemie ganz anders durch die Welt gehen, bestimmt bewusster und dankbarer für die großen und kleinen Dinge des Lebens: einen unbeschwerten Besuch bei Freunden, eine Umarmung gleich zu Anfang und dann endlich wieder in ein lachendes Gesicht schauen.
Ihr Pastor Uwe Hagge
Kirchengemeinde Gaarden